- Weyden
- Weyden['vɛjdə], Rogier van der, Roger de Le Pasture [rɔʒe də lə pas'tyːr], altniederländischer Maler, * Tournai 1399 oder 1400, ✝ Brüssel 16. oder 18. 6. 1464; ab 1427 in der Lehre bei R. Campin in Tournai. 1432 wurde er Freimeister, 1435 Stadtmaler in Brüssel. Kein Bild ist durch Signatur oder zeitgenössische Quelle gesichert. Spätere Dokumente sowie stilkritische Untersuchungen erschlossen den Kern eines ungewöhnlich umfangreichen Werkes, v. a. Altäre (ganz oder in Teilen erhalten) und großformatige Einzeltafeln (Heilige, Madonnen, Porträts). Ein großer Werkstattbetrieb und zahlreiche Wiederholungen erschweren Zuschreibungen und Chronologie, für die auch dendrologische Untersuchungen herangezogen werden. Die »Kreuzabnahme Christi« (um 1435; Madrid, Prado), lange für eine Werkstattarbeit gehalten, bildet die Grundlage für Änderungen von Zuweisungen. Ausgehend von den Altartafeln Campins, die eine Zeit lang für das Frühwerk Weydens gehalten wurden, wie auch in Auseinandersetzung mit dem Werk Jan van Eycks gelangte Weyden zu einem monumentalen, vom hohen Gefühlspathos der Spätgotik erfüllten Werk. Seine schlanken, eleganten und plastisch erfassten Figuren stehen hinsichtlich Ausdruck, Bewegung und warm leuchtender Farbe in flächengebundenem Kompositionszusammenhang bei sparsamer Einbeziehung des Landschaftlichen. Weyden erlangte früh internationalen Ruhm und hatte Beziehungen zum italienischen (1450 Italienreise) und zum burgundischen Hof. Sein Werk wurde stilbildend für die niederländische und die deutsche Kunst des späten 15. und des frühen 16. Jahrhunderts.Weitere Werke: Verkündigung (um 1431; Paris, Louvre); Christus erscheint Maria, Tafel des rechten Flügels des Miraflores-Altars (um 1436; Berlin, Gemäldegalerie); Kreuzigungstriptychon (um 1440, auch nach 1450 angesetzt; Wien, Kunsthistorisches Museum); Bladelin-Altar (Middelburger Altar; um 1444; Berlin, Gemäldegalerie); Jüngstes Gericht (Triptychon; zwischen 1448-51; Beaune, Hôtel-Dieu); Maria mit dem Kind und den Heiligen Petrus, Johannes der Täufer, Cosmas und Damian (1450; Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinsitut); Grablegung Christi (Beweinung; 1450; Florenz, Uffizien); Braque-Triptychon (um 1452/53, auch nach 1460 angesetzt; Paris, Louvre); Johannes-Altar (um 1453; Berlin, Gemäldegalerie); Dreikönigsaltar (Columba-Altar; um 1449, um 1455 oder auch um 1460 angesetzt; München, Alte Pinakothek).Bildnisse: Frau mit Flügelhaube (um 1435; Berlin, Gemäldegalerie); Karl der Kühne, Herzog von Burgund (vermutlich Werkstattwiederholung eines Originals wohl von 1454; ebenda); Der Mann mit dem Pfeil (Anton von Burgund; 1456 oder später; Brüssel, Musées Royaux des Beaux-Arts); Philippe de Croy (um 1459; Antwerpen, Koninklijk Museum voor Schone Kunsten); Porträt einer Dame (nach 1460; Washington, District of Columbia, National Gallery).M. Davies: R. v. d. W. (1972);R. v. d. W., Rogier de Le Pasture. Stadtmaler von Brüssel, Porträtist des burgund. Hofes, Ausst.-Kat. (Brüssel 1979);O. Delenda: R. v. d. W. (a. d. Frz., Neuausg. 1997);Der Meister von Flémalle. Die Werkstatt Robert Campins u. R. v. d. W. (Turnhout 1997).
Universal-Lexikon. 2012.